<>
Ein Aquarellbild welches Antonia darstellt. Die Farben sind orange und weiß

Erklärung Antonia

Ich frage mich, wie viel wert ist welches Menschenleben und gibt es hier unterschiedliche Standards? Und wie kommt es, dass Personen, wenn sie im Rahmen ihrer psychischen Erkrankung durch medizinisches Personal fixiert werden mussten, nicht sterben – weder an „Vorerkrankungen“ noch an etwaiger Gewalttätigkeit des Personals.

Geht es darum, dass ich seit dieser Tat mit Panikattacken zu kämpfen habe, dass ich unter Schlaflosigkeit leide, dass ich eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelte? Uns fehlt mein Bruder. Und ich habe mittlerweile Angst, selbst in eine Krise zu geraten, die dann dazu führen könnte, dass ich mit der Polizei zu tun bekommen könnte. Ich kann unter gar keinen Umständen mehr mit der Polizei zu tun haben, obwohl ich das in meinem Beruf als Sozialarbeiterin tun müsste. Ich hatte mich besonders mit der Betreuung psychisch erkrankter Menschen beschäftigt.

Nicht nur das Leben meines Bruders wurde ausgelöscht. Niemals ist nur das unmittelbare Opfer der Betroffene, wir als Familie sind betroffen. Ich werde selbst in die Sozialsysteme fallen, keine Aussicht, wann ich meinen Beruf wieder aufnehmen könnte – Kümmert das jemanden? – Es wurde dagegen sehr viel darüber gesprochen, wie die weitere wirtschaftliche Existenz der Angeklagten aussehen könnte. Polizisten bekommen umgehend das Angebot therapeutischer Betreuung. Was ist aber mit uns? Ich habe monatelang auf einen Therapieplatz warten müssen. Wo sind die Hilfen, wenn wir die Wohnung des Bruders ausräumen müssen, die Beerdigungskosten tragen, die Einkommenseinbußen überleben müssen? Ich erfahre davon, dass einer der Angeklagten Schmerzensgeld erhielt, weil er Hass und Feindschaft aus dem Netz erntete, für das, was er tat. Wo ist an uns gedacht? Keiner hat uns gefragt, wie es uns geht und ob wir Hilfe benötigen. Von Seiten der Polizei und von Seiten der Landesregierung hat sich bei uns niemand entschuldigt. Niemand übernimmt die Verantwortung für das, was geschehen ist.

Ich habe mich mit Opfern und Angehörigen von Polizeigewalt vernetzt. Es gibt viele. Ich habe kein Vertrauen mehr in die Polizei und in den Rechtsstaat.