Bilder und Reden der Kundgebung nach dem gewonnenen Verfahrens
Rückblick auf unsere Feier am Freitag auf dem Marktplatz nach dem Sieg vor dem Landgericht Mannheim gegen den Polizisten der Ertekin erschossen hat. Wir haben auf dem Marktplatz den versuchten SLAPP (strategic lawsuite against public participation) symbolisch beerdigt. Es gab Reden von Emrah, Dagmar und der roten Hilfe. Viele Menschen haben spontan mitgetanzt.
Erklärung Emrah auf deutsch
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Text Dagmar
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Seid ihr bereit für noch einen Vortrag?
Ich probiere es mal.
Hab's Monnem genannt.
Meine Wahlheimat, seit nunmehr 15 Jahren.
Nach Santa Cruz de Teneriffa, Las Palmas de Gran Canaria und zwölf Jahren in Berlin,
zog es uns wieder zu den freundlichen Kurpfälzern in die Heimat.
Im damals noch existierenden Geburtshaus von Frau Altendorf-Groh brachte ich meine Tochter zur Welt
und bin ihr bis heute dankbar.
Schon in meiner Jugend pendelte ich viel nach Mannheim,
wo das Nachtleben einfach länger tobte als in meiner Geburtsstadt Heidelberg.
Definitive Affinität zu Mannheim, Lokalpatriotin.
Bis zu dem Tag, an dem ausgerechnet die Polizei der Stadt Mannheim
vertreten durch zwei Beamte, die bis heute nicht die Eier hatten,
sich bei der Familie zu entschuldigen,
einen mir lieben Bekannten und Ex-Kollegen
vor 120 Zeugen, die über 70 Videos drehten,
am helllichten Tag, dem 2. Mai 2022,
verfolgten, mit Pfefferspray besprayten,
die große Ampulle sollte zum Einsatz kommen,
ihn in Panik zu versetzen,
um ihn schließlich auf Höhe der türkischen Metzgerei zu Boden zu ringen,
in schmerzhafter Bauchlage zu fixieren.
Als wäre das noch nicht genug, schlug einer der Beamten ihn.
Ich habe es auf einem Video gesehen, das nicht verpixelt war.
Er hatte Handschellen.
Die Polizei war sich nicht sicher oder auch ohne Handschellen.
Es spielt keine Rolle.
Noch einmal auf seinen Kopf geschlagen.
Hochroter Kopf im Einsatz bei dem beklagten Polizisten.
Blutroter Kopf bei meinem Freund Ante P.
Keiner durfte ihm helfen,
ihm zum Beispiel Wasser bringen oder die Polizei anzuflehen, die Bauchfixierung zu lösen.
Nichts geschah.
Und so war mein lieber Ante nach über 12 Minuten Todeskampf einfach tot.
Weg.
So unglaublich unnötig und brutal wurde ein Zivilist,
der lediglich seine Freiheit verteidigen wollte,
mitten auf dem Marktplatz vorgeführt und erschlagen.
Die Strafe so gering, als wäre Ante ein Ausrutscher,
eben ein Kollateralschaden.
Ich musste diesen Text in Farbe schreiben,
sonst hätte ich es nicht können.
Seit diesem Tag trägt die Stadt Mannheim für mich eine hässliche Fratze.
Und nun wird es auch persönlich.
Der Tod von Ante und vor allem die Umstände,
die dazu führten, verbesserten meine eh schon vorhandenen
posttraumatischen Belastungssymptome nicht gerade.
Ich bin so stinkwütend, so sauer.
Ich habe mir hier ein cooles Netzwerk aufgebaut,
das nun nicht mehr greift.
Ich dachte, ich lebe in einem Land mit freier Arztwahl,
aber psychisch Erkrankten wird dieses Recht wohl abgesprochen,
denn es gibt für sie keine freie Arztwahl.
Soviel zum Thema Inklusion.
Ich habe eh eine Angststörung, die ihre Gründe hat.
Wer wüsste, was ich schon alles erleben würde,
würde sagen, diese Frau ist in kriegsähnlichen Zuständen aufgewachsen.
Schwere Traumata.
Hab sie bald bearbeitet.
Nicht nur ich,
auch mein kleiner Bruder, den ich immer beschützen wollte,
was mir leider seltenst gelang.
Bis heute habe ich starke Schuldgefühle,
die sich auch nicht einfach wegtherapieren lassen.
Doch von nichts habe ich so viel Angst,
wie vor Psychiatrien im Allgemeinen und dem ZI im Besonderen.
Ich habe erlebt,
wie ein suizidaler Freund ins ZI ging,
um Hilfe zu finden,
aber keiner kümmerte sich um ihn.
Stattdessen lernte er einen Mitpatienten kennen,
die sich gemeinsam hochredeten,
um sich ebenfalls gemeinsam zu töten.
Genau dasselbe passierte auch einem Freund von mir
mit seinem Bruder.
Nicht gekümmert,
mit den suizidalen Gedanken im Kopf alleingelassen,
Gleichgesinnten kennengelernt,
drei Tote.
Eine blutige Spur führt durch das ZI.
Ich bin in meiner Jugend eineinhalb Jahre
,nicht am Stück, im Krankenhaus gewesen.
Daher bin ich das, was man als eine gute Patientin bezeichnen würde.
Ich bin freundlich, zugewandt, hilfsbereit
und selbstständig, wenn es noch möglich ist.
Ich nahm mehrmals Kontakt auf
zu Psychiatrien,
zur Klinik in Heidelberg,
wo ich gerne hingehen würde,
wenn ich eine Krise habe.
Die sagten, der einzige Weg,
nicht ins ZI zu müssen, sei ein Umzug.
Na, danke.
Im Gespräch mit einem von den Ärzten im ZI,
denen ich wörtlich sagte, dass ich wohl allen von Ante erzählen müsse
und, wenn ich selber Gaga bin, den Namen des Arztes,
den ich vom Prozess her kenne, auch auszusprechen
und von seiner in meinen Augen Mitschuld,
die ihn trifft, noch mal zu reden.
Das kam viel zu kurz.
Die ihn trifft,
einen Schutzbefohlenen
mitten im Getümmel
allein zu lassen.
Ein Arzt,
dem Ante vertraute.
Das Highlight am Telefon mit dem ZI
war ein Arzt,
der meinte,
ich solle nur kommen.
Sie wüssten schon,
wie sie mich zum Schweigen bringen.
Und ich weiß es auch.
Erst ruhig spritzen,
dann isolieren,
Schlaf bei grellem Licht,
Fixierungen
oder noch schlimmer,
LKT.
Und da soll ich zwangsbedingt hingehen,
wissend, was mich erwartet,
nur weil ich eine Mannheimerin bin.
Ich fürchte mich sehr,
in eine Krise zu geraten
und zwangseingewiesen zu werden.
Wann ändert sich da was?
Wann nimmt der ganze Wahnsinn
mal ein Ende?
Abolish psychiatry,
abolish the police,
justice for Ante P.
Erklärung Emrah auf türkisch
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Bugün burada buluşmamızın sebebi 23'ü 12'si 23'te bir Türk vatandaşın polis tarafından dört kurşunla vurulması üzerine
haklarını savunmak için vatandaşın polis tarafından öldüren insanın mücadele verdik.
Bu mücadele esnasında bize yapılan haksız saldırılar, şikayet yoluyla, dava yoluyla bizi susturmaya çalışmak,
antidemokratik yollarla bizleri mahkeme yoluyla sindirmeye çalışmakla uğraştılar.
Biz bunların hepsinin üstesinden inisiyatif 2. May olarak geldik.
Ve bugün anayasanın 76. yıl dönümünde bu mahkemeyi kazandık.
Haklı olduğumuzu hakim de beyan ederek 76. yıl dönümde anayasanın ifade özgürlüğünün 5. maddesi olan
zaferini kutlamak için bugün SLAPP dediğimiz antidemokratik bir yol,
yargı yoluyla aktivistleri, demokratik güçleri sindirmeye, susturmaya çalışan bu sistemi yenmiş bulduk.
Ve onun için bugün bu tabutu buraya sergiledik ve sembolik olarak bu SLAPP davasını toprağa vermiş olduk.
Ve Halay aylarla, türkülerle de demokrasinin, ifade özgürlüğünün 76. yıl dönümünde zaferini kutladık.
Programımızın yavaş yavaş sonuna geldik. Programımız bitiyor.
Hepinize teşekkür ediyorum.
Aldığımız izin 6'ya kadardı, son 5 dakika bir halay daha çekeriz diyorum.
Ondan sonra da programımızı sonlandırıyoruz.