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Hi Alle, mein Name ist Claudia und ich werde jetzt die Rede der Initiative 2. Mai halten
Am 2. Mai 2022 töteten zwei Mannheimer Polizisten an diesem Ort Ante P. Zum Zeitpunkt seines Todes befand Ante sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Nachdem er sich im Zuge dessen aus dem ZI entfernte, wo er einen Termin gehabt hatte, wurden zwei Polizisten hinzugezogen. Diese sprühten zunächst mit Pfefferspray, brachten ihn dann zu Boden und schlugen auf ihn ein, bis er sich nicht mehr regte.
Über anderthalb Jahre nach Antes Tod stehen wir hier immer noch voller Fassungslosigkeit und voller Trauer.
Wir stehen hier aber auch voller Wut. Wut darüber, dass ein Mensch aus seinem Leben gerissen wurde.
Wut auf die brutale Gewalt einer Staatsmacht, die am 2. Mai hier an diesem Ort getötet hat.
Wut auch, weil Antes Tod kein Einzelfall ist. So gibt es Schätzungen, dass 75% aller Opfer tödlicher Polizeigewalt sich zum Zeitpunkt ihrer Tötung in einer psychischen Ausnahmesituation befunden haben.
Heute sind wir hier, weil am vergangenen Freitag vor dem Mannheimer Amtsgericht der Prozess gegen die beiden Polizisten begonnen hat, die Ante am 2. Mai 2022 getötet haben.
In anderen Fällen erleben wir immer wieder, dass Ermittlungen gegen Polizisten nicht konsequent geführt werden oder dass Gerichte ihrer Verteidigung allzu leicht Glauben schenken. Häufig wird Polizeigewalt totgeschwiegen und gegenüber Betroffenen eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben. Auch in Mannheim waren solche Reaktionen nach Antes Tod zu hören:
So äußerte der Mannheimer Polizeipräsident Kollmer in seinem Statement deutlich lautstärker Befürchtungen vor möglichen Anfeindungen gegen seine brutale Polizei als Mitgefühl oder auch nur Wille zur Aufklärung für deren Betroffene.
Demgegenüber ist es an uns, ein kritisches Auge darauf zu haben, wie der Prozess in Mannheim geführt werden wird. Wir werden nicht zulassen, dass die tödliche Gewalt der Mannheimer Polizei unsichtbar gemacht wird. Wir wollen, dass aufgearbeitet wird, das ein Mensch in einer psychischen Ausnahmesituation von dieser Gewalt betroffen war.
In ihrer schweren Aufgabe als Nebenklage wollen wir Antes Angehörige unterstützen. Wir fordern Gerechtigkeit für Ante und Konsequenzen für die, die ihn getötet haben!
Egal was das Gericht entscheidet, das geschehene Unrecht wird es nicht wieder gut machen können, einen gewaltsamen Tod nicht zurücknehmen können. Ebensowenig wird ein Gerichtsurteil für sich in der Lage sein, der Gewalt der Polizei Einhalt zu gebieten.
Denn diese Gewalt ist kein Fehler, der sich einfach korrigieren lässt. Diese Gewalt hat System.
Die Gewalt der Polizei richtet sich vor allem gegen Menschen, die von Diskriminierung und Unterdrückung betroffen sind, weil sie - wie Ante - einen Migrationshintergrund oder psychische Probleme haben.
Sie geht einerseits aus der zutiefst reaktionären Strukturen der Polizei hervor, andererseits auch aus ihrer Aufgabe, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu erhalten, wie sie sind.
Wenn wir das Problem der Polizeigewalt angehen wollen, müssen wir uns also überlegen, wie wir solidarische Gemeinschaften stärken und die Institution Polizei schwächen können.
Das bedeutet, dass die Menschen, auf deren Probleme heute mit Polizeiknüppeln geantwortet wird, eine ganz andere Form der Unterstützung erhalten, dass wir auf ein Zusammenleben ohne Ausbeutung und Unterdrückung hinarbeiten anstatt die Aufrechterhaltung letzterer durch die Gewalt der Polizei hinzunehmen.
Dass hier - besonders in Mannheim - auch der Tod von Ante zu keinem Umdenken geführt hat, mussten wir nicht zuletzt erst am 23.12. erleben, als Mannheimer Polizisten auf der Schönau Ertekin erschossen, der sich ebenfalls in einem psychischen Ausnahmezustand befand. Auch er bleibt unvergessen!
Anstatt die Polizei mit immer neuen Waffen auszurüsten und ihr immer weitere Befugnisse einzuräumen, müssen wir also auf den Aufbau einer Sicherheit hinarbeiten, die mehr ist als reine Gewalt.
Das ist kein einfaches Ziel.
Doch das Gedenken an Ante gebietet uns, dafür zu sorgen, dass die Gewalt, der er zum Opfer fiel, endlich ein Ende findet.
"Ich will einen Richter", das waren Antes letzte Worte.
Nun wird sein Tod vor einem Gericht verhandelt, doch das Unrecht der Polizeigewalt, die ihn getötet hat, wird das noch nicht aufhalten.
Also stehen wir weiter hier, kämpfen weiter, gegen die Polizeigewalt, gegen den Tod, für eine Welt ohne Angst und ohne Polizei.
Danke für eure Aufmerksamkeit
Wir würden jetzt gleich noch einen Redebeitrag hören, der kommt von Emrah von der Schönau und ich denke er wird nochmal was zu Ertekin sagen.